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Meine Fehler & Learnings in 2020

Das Corona-Jahr 2020, eine Herausforderung für viele Kapitalmarkt-Anleger, war auch eine Herausforderung für mich. Ich möchte hier die Fehler, die ich gemacht habe auflisten und meine Learnings daraus präsentieren, um nicht nur selbst daraus zu lernen, sondern auch euch zu ermöglichen diese Fehler gar nicht erst zu selbst zu erfahren!

Lesezeit: 6

Branchen-Diversifizierung

Ein normaler Investor würde mein Portfolio Tech Portfolio nennen, er würde sagen, dass ich ein USA-Klumpenrisiko und ein Technologie-Klumpen ausgebaut habe. Nun, das ist korrekt. Gleichzeitig aber nicht ganz richtig. Heute sind meine größten Positionen:
Shopify, Twilio, Adobe, (SAP), Paypal, Nio, (Adidas), (Allianz), Salesforce…

Also habe ich dieses Jahr gedacht, ich müsste Vernunft walten lassen und habe kleine weitere Positionen zur Diversifikation (Länder/Branchen) aufgebaut. Im März war schließlich auch alles „billig“ im Corona Crash.

Also habe ich auch ein wenig Diageo, Shell, Delphi Technologie, Mizuno, Mowi ASA, Beiersdorf, HeidelbergCement, Sanofi gekauft.
Grob gesagt die Branchen: Spirituosen, Öl, Auto, Golf/Sport, Lachs, Konsum, Bauwesen, Pharma aus den Ländern: UK, Japan, Norwegen, Deutschland und Frankreich.

Klingt nach einer guten Idee aber ich bereue die Käufe. Ich selbst sehe es ja selbst gar nicht so, dass ich ein USA- und Tech-Depot habe. Mir ist absolut egal wo die Unternehmen sitzen und ob ich einen Klumpen damit bilde, denn:

  1. Shopify kommt aus Kanada, daneben agieren Twilio, Adobe, Paypal und Salesforce mit einer weltweiten Zielgruppe und das Geschäft ist 100% Digital. Relevant für den Erfolg ist die Weltwirtschaft und nicht Kanada oder die USA. Das Risiko, das Kanada als Land durch Regulierungen ausfällt oder meine Investition schädigt ist geringer als das Risiko, dass eine schlechtere Aktie, in die ich investiere, ausfällt. Aus diesem Grund kümmere ich mich eher darum das höhere Risiko bestmöglich auszuschließen. Das berühmte „Japan-Risiko“ wäre ein Grund gar nicht zu investieren, denn Technologie ist kein größerer Klumpen als ein ganzes Land.
  2. Nio habe ich 4 mal zwischen $ 4,5 und $ 1,5 gekauft. Das sich die Aktie nun ver-20-facht war statistisches Glück. Muss ich das nun “wegbalancen”? Ich müsste dann konsequenterweise ja ständig bei $10,00 und auch bei $20,00 und auch bei $40,00 etc. verkaufen, schlussendlich hätte ich kaum noch ein Investment. Warum sollte man ein Aktie verkaufen, wenn sie gut läuft? Genau das war doch der Investmentcase, denn ich habe mir damals die Modelle angesehen und fand, dass die Modelle eine durchaus mögliche Zukunft in Deutschland und ähnlichen Märkten haben könnten. Durch das Insolvenzrisiko gab es die Papiere sehr günstig, gekauft habe ich nicht mal 0,5% Portfolio-Gewichtung. Lucky Shot und weil es Technologie ist, verkaufe ich da sicher gar nichts aus „Klumpenrisiko-BlaBla“. Der Plan ging auf und ich bin günstig in ein erfolgreiches Unternehmen reingekommen, solange es erfolgreich bleibt, ändert sich nichts.
  3. Adobe macht seine Umsätze hauptsächlich über die Adobe Creative Suite, sagen wir mal vereinfacht Adobe Photoshop, weil es alle kennen. Das heißt, Adobe verdient Geld mit Grafik-Designern (Freelancer) oder auch Werbeagenturen. Diese Unternehmen zahlen eine monatliche Gebühr und nutzen dafür Photoshop um Ihren Kram retuschieren zu können.
    Paypal verdient Geld durch Transaktionsprovisionen. Händler die zum Beispiel bei eBay oder eigenen Onlineshops Ihre Waren verkaufen. Was genau hat Paypal nun mit Adobe zu tun? Man kann jetzt Zusammenhänge konstruieren um zu rechtfertigen, warum ein Technologie-Klumpen existiert. Zum Beispiel nutzen sicher eBay-Händler Photoshop für die Produkt-Fotos, eine Werbeagentur kann sicher auch seine Kunden per PayPal bezahlen lassen oder was einem Tech-Portfolio-Risiko-Kritiker noch so einfällt.
    Ein Händler sorgt für EUR 1.000,00 Umsatz bei Paypal aber nur EUR 19,00 bei Adobe. Hier ist nur ein Marktrisiko (wie bei jedem Einzelwert auch) vorhanden und wird ggf. verstärkt, da die Tech-Portfolio-Risiko-Kritiker auf Seiten der Institutionen scheinbar selbst nicht so richtig wissen wie diese „Tech-Unternehmen“ ihr Geld verdienen.

Die Unternehmen passen in mein persönliches Beuteraster. Auch neben Nio haben sich die Unternehmen gut entwickelt und ich halte sie bereits recht lange, darum sind sie heute auch höher gewichtet. Ich habe mir eingeredet, dass mehr Branchen- und Länder-Diversifikation Sinn macht weil… Ach, ja… immer diese „Anderen Menschen“… man hört zu viel zu… Ich hätte lieber bei meiner Linie bleiben sollen.

Versteht mich nicht falsch: Meine Linie sind auch Versicherungen, Kaffee-To-Go, Sportschuhe, Kreditkarten, Joghurt, Logistik, Energy Drinks, Broker oder erneuerbare Energien und wenn man es nicht als Tech-Depot bezeichnet: Dann haben wir ja noch Branchen wie Unternehmenssoftware, Zahlungsdienstleister, Support-Software, Vertriebssoftware als eigenständige Kategorien.

Trotzdem war es ein Fehler (zumindest kleine) Positionen aufzubauen aus Gründen der Diversifikation in Branchen und Länder. Ich bin mit den Investments zufrieden, Shell und Beiersdorf werde ich bei Gelegenheit loswerden, die anderen hier aufgelisteten Werte werde ich aber nicht zukaufen. Lieber baue ich Caterpillar aus statt HeidelbergCement, lieber baue ich Pfizer aus als Sanofi und lieber Nike als Mizuno… USA-Dominanz hin oder her.

Gewinnmitnahmen

Ich behaupte von mir, dass ich

“schon weis wie’s läuft”

und trotzdem habe ich z.B. kürzlich bei Lemonade oder auch einen Teil von Nio oder AMD ein paar Gewinne realisiert.

Nio 36% Mitnahme bei USD 16,00 und 24,00

Natürlich nicht vollständig, auch nicht zu großen Teilen aber trotzdem ärgere ich mich darüber. Es ist eine emotionale Entscheidung gewesen. Viele machen diesen Fehler und verkaufen, wenn eine Aktie sich ver-X-facht. Rückblickend ist es aber immer das Gleiche: Diese Aktien entwickeln sich immer weiter! Man glaubt, weil man im Depot eine +X00% sieht, ist das „zu extrem“ und man verkauft. Aber man verkauft emotional aus Angst wie bei -50% im Crash. Man hat nur Angst vor dem Buchverlust vom aktuellen Buchgewinn.

Lemonade 20% Mitnahme bei USD 78,00

Absolut nicht rational, eine Aktie die extrem steigt (Ausnahmen bestätigen die Regel) steigt aufgrund von herausragenden unternehmerischen Leistungen.

Kein Unternehmer wird sagen: „Ich verkaufe meine Anteile, weil mein Unternehmen grade herausragende Erfolge feiert“. Die mentale Haltung, eine Aktie bei enormen Kursgewinnen zu verkaufen hat man nur, wenn man nicht versteht, dass man sich am Unternehmen beteiligt. Unternehmensbeteiligung ist kein Zock, es ist ein Stück Unternehmen, dir gehört damit ein Stück Zukunft, positive oder auch negative Zukunft aber eben Zukunft. Dir gehört nicht die vergangene Performance der Aktie.

AMD 10% Mitnahme bei USD 77,00

Wo fließt denn dann das Geld hin, dass mit einem Teilverkauf erwirtschaftet worden ist? Meistens in die Verlierer im Depot, das kostet nicht nur in 2020 Rendite, sondern ist in meinen Augen der Schlüssel für den langfristigen Erfolg. Auch wenn man Verlierer im Depot hat, die Nachkäufe sind entscheidend.

Wirecard

Ich war vor der Insolvenz/Bilanzfälschungs-Meldung in Wirecard investiert und betrachte das auch rückblickend nicht als Fehler. Wie wohl alle wissen, hat Wirecard seine Bilanzen gefälscht und seine Insolvenz damit verschleiert.

Wirecard Chart 2020 Aus die Maus!

Insgesamt war ich sehr zuversichtlich, jedoch habe ich natürlich auch das Risiko gesehen.

An der Börse trifft man zwar manchmal auf Bilanzfälschungen, jedoch sollte man Investmententscheidungen ohne die Angst davor treffen. An sich war Wirecard sehr stark in der Kritik und auch vergleichsweise relativ lang unter Shortseller-Beschuss. Davon auszugehen, dass eine Bilanz eines regulierten Unternehmens über Jahre in einer Höhe von 2 Milliarden Euro gefälscht ist (zur Info: Es sind zwischenzeitlich weitere 800 Millionen Euro Fehlbetrag aufgetaucht), ist statistischer Unsinn und würde mental nicht in meine Strategie passen. Die gefälschte Bilanz war auch nicht „zu schön um wahr zu sein“, sondern einfach solide und auf Wachstumskurs. Unter anderem aus diesem Grund auch für mich ein Investment.

Klingt als wäre alles gut? Nein, denn irgendwann habe ich mich so intensiv mit dem Unternehmen beschäftigt, dass die starke Bilanz und Unsinn, der bei vielen „Börsenexperten“ vor dem Skandal verbreitet wurde für mich immer weiter zur Kaufmotivation geworden ist. „Das Geschäftsmodell habe ich nicht ganz verstanden, das ist nicht vertrauenswürdig“: Ich habe nie verstanden was so schwer verständlich sein soll. Insgesamt hatte die Wirecard-Aktie, diverse Long-CFDs und Optionen dann vor dem „Mortal-Combat-Finish-Punsh“ ein Depotgewicht von ca. 5% des Gesamtdepots.

Auch inklusive eines Nachkaufes bei ca. EUR 50,00 am ersten Verlusttag nach der Meldung. Schließlich war da noch gar nicht klar wie hoch die Fehlsumme denn ist. Diese Information habe ich im Übrigen auch zuvor bei allen Berichten vermisst, denn selbst nach dem KPMG Gutachten habe ich keine Information darüber gefunden.

Und das, obwohl schon „ein Dokument/Kontoauszug“ im Fadenkreuz gelandet ist. Warum war das so? Denn es hätte doch Sinn ergeben auch darüber zu berichten um welche Summen es geht? Musste der Privatanleger hier nicht fast schon glauben, dass es nur um Portokassenbeträge gehen würde? Auch hat die BaFin durch ein Leerverkaufsverbot ein eindeutiges Signal an Investoren gesendet! Aber ich möchte hier gar nicht auf die Vertrauens-vernichtenden Signale eingehen.

Was lernen wir daraus? Ganz einfach, bei unternehmensspezifischen Meldungen wird nicht nachgekauft. Nicht nie, nicht gar nicht, nicht sofort verkauft, einfach nicht direkt nachgekauft! Der Kauf von Wirecard war richtig und zeigte ein sinnvolles CRV, der Nachkauf war dumm. Rückblickend hat diese verdammte emotionale Aufladung dazu geführt. Genau diese sektenartige mentale Sicherheit, die man sich bei solchen Werten zügig aneignet, führt dazu, dass man die Rosa Brille aufsetzt und nicht mehr rational nachdenkt.

Auch, wenn es Viele nicht hören wollen ist das bei Bitcoin oder Tesla genauso. Man sieht die Risiken nicht mehr und will sie auch nicht sehen. Ich kann froh sein, dass es nur 5% waren aber es hätte auch deutlich weniger Verlust sein können.

Fazit

2020 war turbulent. Meine Fehler haben Geld gekostet, trotzdem war es ein herausragend erfolgreiches Börsenjahr. Das darf einen aber nicht darüber hinwegtrösten, dass Fehler Rendite kosten. Eine Unternehmenspleite kann immer kommen, wenn das dann 10% Rendite bei einem Einzelaktien-Portfolio kostet, dann wäre es nützlich, wenn man andere Fehler nicht macht.

Fehler, die man kontrollieren kann! Wenn man seine Emotionen im Griff hat und durch Reflektion seiner eigenen Fehler lernt, gemachte Fehler einfach nicht zu wiederholen, dann ist der langfristige Erfolg am Kapitalmarkt vorprogrammiert.

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