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Gold im Depot beimischen?

In der allgemeinen Finanzberichterstattung für Investoren hört man nie etwas Anderes als „mischt Gold zu 5% oder 20% bei“. Gold wird als Versicherung gesehen, fast schon mit einer Selbstverständlichkeit.

Das Thema ist religiös aufgeladen, insbesondere Crashpropheten stehen total auf Gold. Ich will gar nicht darauf eingehen, was der reale Wert der Assetklasse ist und ob irgendwas die Zukunft ist oder nicht. Ich möchte hier lediglich untersuchen, ob Gold einen Versicherungsschutz bietet, denn unter den Vernünftigen ist genau dies das Argument, was dann ziehen soll und bei dem die Anleger wegen Ihrem Sicherheitsbedürfnis einsteigen. Die Gold-Hype-Jungs, die haben ja die Annahme, dass Gold besser performen wird als der Aktienmarkt, dann liest man auch von Goldbeimischungsquoten von 60%. Was die Versicherung bringt und ob es wirklich ohne Performance-Einbußen funktioniert untersuche ich hier.


Die verschiedenen Test-Depots

Aktien = 80% MSCI World ETF und 20% Emerging Markets ETF

Gold = Xetra Gold

Keine Transaktionsgebühren

Es werden 10.000€ initial investiert, daraufhin eine Sparrate von monatlich 200€

Einstieg 2013, mangels Emerging Markets Kursdaten davor

Ich hoffe hier die ein oder andere recht realistische vom Anleger gewünschte Asset-Allokation getroffen zu haben:

  1. 100% Aktien
  2. 95% Aktien, 5% Gold
  3. 90% Aktien, 10% Gold
  4. 85% Aktien, 15% Gold
  5. 80% Aktien, 20% Gold
  6. 75% Aktien, 25% Gold

Renditevergleich

Wir sehen hier den Vergleich der 6 Depots. In dem Zeitraum ab 2013 sehen wir, wie die Entwicklung, selbst bei 25% Gold Beimischung ist die Rendite nach fast 8 Jahren kaum unterschiedlich. Ca. 1.250€ Differenz bei einer Depotgröße von 45.000€. Insgesamt sehen wir über den Zeitraum eine Underperformance desto mehr Gold dem Depot hinzugefügt wird.

Man sieht wie die Charts mal mehr oder weniger weit voneinander entfernt sind. Wir sollten also auch die einzelnen Zeiträume untersuchen.

Hier haben wir die Gesamtrenditen: In Summe ist die Rendite wie der Chart schon verrät geringer.

Wenn man nun versucht herauszufinden ob Gold eine Versicherung für das Depot darstellen kann, dann muss man sich die volatilen Zeiten genauer ansehen.

2013 & 2014, die Suche nach dem Versicherungseffekt in steigenden Märkten

2013 und 2014 stieg der Aktienmarkt recht identisch. Gold hat dabei 2013 eine geringere Performance aufgewiesen und einen Abstand ausgebildet, 2014 lief Gold ähnlich gut zum Aktienmarkt, sodass kein Abstand ausgebildet worden ist.

Der Versicherungseffekt müsste nun deutlich werden, sobald wir sinkende Märkte haben. Das heißt aber auch, dass wir Gold in kleineren “Dips” ebenso als Versicherung einsetzen. Schauen wir uns den Hochpunkt Q2 2013 an und den Tiefpunkt Q2 2013:

Während das 100% Aktiendepot von 15,28% auf 2,86% insgesamt 12,42% verloren. Im Vergleich dazu, das 25% Gold Depot, dass von 7,9% auf -3,48% insgesamt 11,38% verloren hat.

Gold hat uns also in einem furchtbaren Monat, der 12% einbüßt vom ATH auf das Tief davor bewahrt 1% zu verlieren. Nach ca. 4-5 Monaten im Markt hat das Depot jedoch durch die „Versicherung“ einen Rückstand von mehr als 4% Rendite aufgebaut.

In Q4 2014 sieht es ähnlich aus, man erkennt jedoch schon, dass Gold das Depot etwas abgefedert hat, jedoch kann man optisch gut erkennen wie die Charts sich auf den Tiefs minimal annähern aber nie in relevanter Höhe.

Vom ATH 13.04.2015 bis zur Erholung Mitte 2017

Schauen wir uns eine Marktphase an, die als Ideal für Gold, den sicheren Hafen, gelten sollte. Am 13.04.2015 erreicht der Markt ein ATH. Darauf folgen 6 Börsenmonate zum Tiefpunkt an dem das reine Aktiendepot 23,64% Buchwert verloren hat.

Wir sehen hier recht eindrucksvoll, dass Gold das Depot minimal und erst am Tiefpunkt stabilisiert hat.

Schön zu erkennen ist auch, dass Gold eine höhere Outperformance geliefert hat nachdem der Tiefpunkt erreicht war.

Den höchsten Outperformance Punkt (also die größte Differenz zwischen dem reinen Aktiendepot und den Goldbeimischungsdepots) sehe ich hier am 27.07.2016:

Der Vorsprung ist jedoch nach ein paar Monaten auch ohne Marktbewegungen im Seitwärtsmarkt großteils verschwunden und daraufhin hat sich der Vorsprung auch wieder in eine Underperformance verwandelt.

Beginnen wir am 01.06.2018 und tun so, als wüssten wir, dass Ende 2018 Panik ausbricht

Hier haben wir Kursverluste im Markt von über 15%. Wir haben erneut dasselbe Muster, es sind am Tiefpunkt ca. 2% Versicherungseffekt. Am Hochpunkt vor dem “Mini-Crash” aber auch ca. 2% Underperformance und das bei lediglich 7 Monaten im Depot. Das ist selbst bei 25% Gold im Depot immer noch unerheblich. Bei der Erholung sehe ich jetzt auch keine erhebliche Abweichung und am Ende des Jahres nähern wir uns an. Hier kann man vielleicht etwas psychologisches herauslesen. Wenn das Depot nicht so gut wächst, dann bildet man sich darum ein, dass man nicht so stark fällt, es fehlt aber der Vergleich, dass das Depot eigentlich höher stehen müsste und darum fällt der geringere Verlust nicht als entgangenen Gewinn auf (?)

Die Mutter des modernen Crashs, Corona. Diesmal ist alles Anders?

In der Tat, der Crash war „echt anders“. Das soll aber jetzt nicht das Thema sein. Schauen wir uns an wie Gold im Depot dort reagiert hat, das Glück einen aktuellen Crash zu haben, den man analysieren kann, das nimmt alle Spekulationen heraus aus der „Gold die Versicherung“-Diskussion, denn wir haben den Crash vor dem Gold uns schützen soll. Bei kleineren Korrekturen kann man sich ja auch nicht sicher sein mit der Analyse, denn Gold soll ja vor dem „großen Crash“ schützen:

Das ist nun eine Outperformance für Gold! Die Renditeheadmap hat das ja bereits angedeutet, Gold im Depot hat dafür gesorgt, dass vom ATH am 18.02.2020 das 25% Gold Depot 5% am Tiefpunkt besser performed hat als das reine Aktiendepot. Die 5% waren dann ab dem Tiefpunkt auch recht konstant weiter vorhanden. Gold hat also 5% abgefedert und gleichzeitig in der Erholung nicht an Kraft verloren, sondern das Depot auf dem höheren Level gehalten.

Schaut man sich 2020 also an, dann haben wir mit 25% Gold ca. 5% mehr Rendite (bzw. weniger Verlust).

Gehen wir mal auf ein Startdatum von 01.06.2019:

Hier haben wir noch eine etwas höhere Rendite von ca. 6% für das 25% Gold Depot im Vergleich zum reinen Aktiendepot.

Gehen wir auf das Startdatum 01.01.2019:

Identisch, 5-6%

Ich gehe nun in 6 Monats Schritten im Einstiegszeitpunkt zurück und es ändert sich „nichts“ an den Renditen. Es sind immer die 5% Outperformance aus dem Corona Crash, wenn man eben auch mit Heute/nach Corona in der Betrachtung endet.

Erst bei einem Einstieg am 01.06.2013 hat das reine Aktienportfolio wieder einen Vorsprung. Bei allen Einstiegszeitpunkten danach (in 6 Monats Schritten getestet) hat das 25% Gold Depot den 5% Vorsprung aufgrund des Corona Crashs.


Fazit

Gold als Versicherung, das sehe ich nicht.

Gold in einer 25% Beimischung, die ich schon als Extrem empfinde, war im Corona Crash ein 5% Vorteil. Die letzten Jahre war es neutral und vor 2014 wäre man damit auch zu einem 5% Nachteil inklusive Corona gekommen. Erstaunlich ist immerhin, dass das gesamte Internet mit einer Art von Berichterstattung gefüllt ist, die es für selbstverständlich hält, dass Gold in einem „normalen“ Depot dazu gehört. Das ist absolut nicht der Fall, bei genauerer Betrachtung kann es sogar für eine psychologisch falsch suggerierte Sicherheit sorgen.

Gold ist aufgrund seiner natürlichen Knappheitseigenschaften zumindest genauso wie der Aktienmarkt zum ewigen „Steigen“ verurteilt, das macht es für mich zu einer immerhin akzeptablen Beimischung, abgesehen davon, dass man dann über physische Verwahrung oder andere steuerliche Behandlung nachdenken muss (oder darf?) kann ich mich nicht mit einer so künstlich emotionalen Assetklasse anfreunden. Der Artikel zum Thema Gold und Silber in Inflationszeiten zeigt aber auch auf, dass man Gold als „Store of Value“ Sinn ergeben kann. Ich für meinen Teil fokusiere mich aufgrund meines langjährigen Horizonts auf die Maximierung der Rendite und das ist auch der einzige Aspekt unter dem ich Gold in diesem Beitrag beleutet habe.

Ich kann mich eben nicht mit Gollum identifizieren, kann mich aber sehr wohl an meinen Adidas Schuhen, an dem Expedia Gutschein oder einem elektrolosen Ferrari Sound erfreuen und mich somit auch besser damit identifizieren und mental dadurch cleverer Nachkaufen, wenn „es nicht so gut läuft“. Und ich vertraue mein Geld auch lieber echten Menschen an, die damit etwas Neues erzeugen, sich auch auf andere Bedürfnisse einstellen können und so mehr Wert schaffen, aus dem bisherigen Wert heraus (auch wenn mein Geld in Aktien und nicht im Unternehmen landet, schaffen die Unternehmen dahinter Mehrwert, Gold vermehrt sich nicht von alleine).

Wir reden hier von so kleinen Performance-Unterschieden, selbst nach über 7 Jahren und 17.600€ Investition haben wir bei ca. 45.000€ Depotwert einen ca. 1.500€ Differenzbetrag (zumindest auch zugunsten des reinen Aktiendepots 😉 ).

Es ist also ein weiteres Thema, wie das Finden eines richtigen Einstiegszeitpunkts, der nicht wirklich relevant ist. Ich halte es für mich simpel: 100% Aktien.


Alle Portfolio Performance Daten, die ich zur Analyse genutzt habe, könnt Ihr auch herunterladen.

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